Über 40 Jahre hat der Trachtenverein Almarausch schon einen Truhenwagen für die alljährlichen Leonhardifahrten. Und darauf sind die Trachtler stolz. Und das mit Recht, wenn man auf die letzten vier Jahrzehnte schaut.
Die Leonhardifahrt oder der Leonhardiritt ists eine Prozession zu Pferde, die zum Brauchtum von Altbayern zählt. Sie findet alljährlich zu Ehren des heiligen Leonhard von Limoges (6. Jhd.) am 6. November oder einem benachbarten Wochenende statt. Als Schutzpatron der landwirtschaftlichen Tiere werden zu den Umritten Tiersegnung vorgenommen. Schon in den frühen achtziger Jahren nahm der Trachtenverein Almarausch Ostermünchen mit einem geschmückten Gummiwagen bei Leonhardifahrten in Grafing und Lippertskirchen teil. 1982 war es dann, dass man sich einen restaurierten Truhenwagen anschuf. Pfarrer Alfred Wahner weihte am 30. Oktober 1982 feierlich den neuen Festwagen ein.
Dieser ist kunstvoll und geschichtsträchtig zugleich. An der Stirnseite des Wagens zeigt sich der heilige Leonhard als Patron des Viehs. Die Rückseite ist der Gottesmutter als Schutzfrau des Bayernlandes gewidmet. Die Seiten zeigen die vier Jahreszeiten. Sie sind eingebettet in für den Trachtenverein bedeutsame Orte: das Schlössl in Oberrain im Frühling, dass jahrzehntelang das Vereinslokal der Trachtler war und das bereits im Sommer 1932 eine eigene Plattlerbühne besaß. Oder das Feldkreuz am Bahnweg nach Tuntenhausen (beim Sportplatz) das besonders im Sommer mit farbigen Blumen die Wanderer und Radfahrer erfreut.
Es war aber beileibe kein leichtes Unterfangen, den Wagen anzuschaffen bzw. herzurichten. Viele Hände halfen hier mit: Die kompletten Holzteile für die Restaurierung des Wagens wurden von August Riedl gestiftet, ebenso das Untergestell. Die Räder stammen von Alois Gröbmeier und die gedrechselten Teile an den Längsseiten wurden von Josef Stockinger aus Schlafthal gefertigt. Und die schwierige Bemalung übernahm ein Maler aus Rott.
Im Mangfall-Boten stand damals über die Einweihung folgendes geschrieben: „Die Echtheit und die Schönheit dieses Gefährts beweisen die Liebe und Verbundenheit zur Heimat, zur Religion und zum heimatlichen Brauchtum“. Schon bei der damaligen Leonhardifahrt in Grafing erweckte der neue Ostermünchen Wagen die Aufmerksamkeit tausender von Zuschauern. Auch der jetzige Vorstand Andi Neichl ist stolz auf das Gefährt: „Über 40 Jahre liefert der Truhenwagen treue Dienste und sichert sich die Bewunderung der Zuschauer“. Und all diese Jahre zogen die Pferde vom Schuastahof in Hörmating der Wagen. Auch in diesem Jahr war der Truhenwagen wieder bei den Leonhardifahrten in Grafing und Lippertskirchen unterwegs. Aber auch Biberg und Hilperting gehörten zu den alljährlichen Auftritten. Doch es sind nicht nur die „Auftritte“. Schon Tage vorher gilt es Girlanden zu binden, um den Wagen zu schmücken. Diesmal war es sogar ganz besonders: Zum Girlanden binden gesellten sich die Ostermünchner Sänger dazu, die üben wollten. Und so wurde am Schuastahof gesungen, geratscht und gebunden. Neichl ist froh über diese Art der Brauchtumspflege. Aber er lobt dabei auch die stete Unterstützung der Bevölkerung dabei. „Unsere Gärtnerei Nikel beispielweise spendet seit 40 Jahren die Blumen für den Wagen“ so der Vorstand.
Mit Stolz fahren die Trachtler dann mit ihrem Wagen in den Umzügen mit, bevor der Wagen für ein weiteres Jahr wieder in den Inventar Stadl zurückwandert.