Großes Interesse an Informationsveranstaltung

Sehr großes Interesse fand die Informationsveranstaltung zur Anschaffung eines eigenen „Kasettl“ des Ostermünchners Trachtenverein. Mehr als 25 Frauen waren der Einladung gefolgt, sodass das Nebenzimmer des Gasthofes zur Post, fast zu klein wurde.
Bevor Andrea Schneebichler, Gautrachtenwartin des Bayerischen Inngau-Trachtenverbandes das eigentliche Thema des Nachmittages begann, ging Sie auf die Unterschiede zwischen Kasettl und Schalk ein. Da auch der Schalk in einigen Vereinen des Bayerischen Inga getragen wird.
Zur Geschichte unseres heutigen „Trachtengwands“ sei gesagt: es wird angenommen, dass sich das Kasettl und der Schalk aus dem Spenser entwickelt habe. Erste Aufzeichnungen vom Spenser gab es schon vor über 200 Jahren. Dieser ist ein Oberteil aus der damaligen bürgerlichen Mode. Mal mit langen schmalen Ärmeln, mit hoch angesetzter Taille, mit Knöpfen geschlossen oder durch Haken und Kettchen. Der Ausschnitt variierte ebenso wie die Ausstaffierung mit Rüschen und Bändern, je nach Gebiet und Zeit.
Unsere heutigen Kasettl- oder Schalk-Gewänder haben sich erst in den letzten 100 Jahren daraus entwickelt. Gemeinsamkeiten finden sich aber bei allen Kleidern. Sie sind und waren mehr oder weniger aufwändig mit Rüschen, Bändern und Spitzen verziert. Heute werden sie meist aus schwarzem, gemustertem Seidenstoff geschneidert und mit vielfach gereihten Ärmeln.
Beim knöchellangem Kästelt wird rechts und links vom Halsausschnitt ein weißes, gold- und Perlenbesticktes Tuch und im vorderen Brustbereich das sogenannte „Schmiesei“ getragen. Das „Schmiesei“ ist ein Einsatz, der aus mehreren Lagen übereinander genähter Spitzenbänder besteht. Somit ist der „Ausschnitt“ größtenteils bedeckt. Die Schürzen, welche mit langen Bändern gebunden werden, sind aus hellem, gemustertem Seidenstoff hergestellt.
Zum Kästelt wird der „Preaner“ Hut getragen. Dieser ist ein am unteren Rand mit Gold bestickter Bänderhut und mit ein oder zwei Goldquasten bestückt. Er wird mit zwei langen, gemusterten oder bestickten Seiden- oder Samtbändern am Hinterkopf unterhalb der Haartracht befestigt.
Komplett wird die Tracht mit schwarzen Strümpfen, dem Spangen- oder Schnürschuh. Blumen und etwas Grün zieren den Brustausschnitt.
Die Tracht ist ein Gwand fürs Leben, was bei der Herstellung und dem Kostenaufwand auch berücksichtigt werden sollte, so Schneebichler, selbst gelernte Trachtenschneiderin. In vielen Familien werden neben den Hüten auch die Kästelt oder Miedergewänder von Frau zu Frau weitergegeben und vererbt.
Dank Tina Lechner und Kasettlfrauenvertreterin, Angela Schmaderer, beide Mitglieder des Festausschusses zum 100sten Gau- und Jubiläumsfest der Ostermünchner Trachtler im Jahr 2020, konnten mehrere komplette Vereinskasettl und Preaner Hüte hergezeigt werden. Ebenso Schmuck, Schuhe und verschiedenste Taschenbeutel. Viele Fragen hinsichtlich Beschaffung, Ausführung und eventueller Kosten wurden beantwortet.
Beim verdienten anschließenden Kaffeetrinken wurde von Seiten der Frauen signalisiert, dass man sehr gut Informiert aus der Veranstaltung gehe. Die ebenso anwesende Vorständin des Trachtenverein, Brigitte Kiemer ist nach diesem Nachmittag sehr zuversichtlich, bald viele neue Kasettlträgerinnen im Verein begrüßen zu dürfen. Unterstützend hierzu bittet der Verein Bürgerinnen und Bürger, welche im Besitz von Trachtenkleidungsstücken sind, die nicht mehr „angezogen“ und wieder einer sinnvollen Verwendung zugeführt werden sollen, sich beim Ostermünchner Trachtenverein zu melden.

(B.K.)